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Gründe und Ursachen für das Burnout Syndrom

Das Burnout-Syndrom kann sehr vielfältige Ursachen haben. So haben einige Menschen eine persönliche Prägung, die die Erkrankung am Ausgebranntsein begünstigt. Aber auch Belastungen von außen und extreme Stresssituationen führen schnell zur Überforderung und schließlich zum Burnout.

Persönliche Ursachen: Welche Eigenschaften begünstigen die Erkrankung?

Besonders Menschen mit einem ausgeprägten Perfektionismus und Ehrgeiz sind gefährdet, irgendwann einmal am Burnout-Syndrom zu erkranken: Durch ihre unrealistisch hohen Anforderungen an sich selbst setzen sie sich unter extremen Stress, ihr Selbstwertgefühl hängt extrem von der Anerkennung ihres beruflichen Erfolges ab.

Auch für Menschen mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein besteht die Gefahr eines Burnouts: Da sie sich in besonderem Maße für ihre Mitmenschen verantwortlich fühlen, neigen sie dazu, überdurchschnittlich viel Zeit und Energie in sie zu investieren und neben ihren eigenen Aufgaben auch die Anderer zu übernehmen. Diese Eigenart wird in besonders extremen Fällen sogar als „Helfersyndrom“ bezeichnet, das meist Menschen in sozialen Berufen befällt. Diese Menschen opfern sich geradezu für ihre Mitmenschen auf, um ihnen ihre Belastungen abzunehmen und ihre Probleme zu lösen. Dabei übersehen sie jedoch ihre eigenen Bedürfnisse. Dieses Verhaltensmuster kann schnell zu einer Überbelastung führen, deren Folge häufig Burnout-Erkrankungen sind.

Außerdem hat jeder Mensch nicht nur physisch, sondern auch psychisch unterschiedliche Stress- und Belastungsgrenzen, sodass einige Menschen beispielsweise empfindlicher sind und Stress früher und intensiver erleben als andere. Bei gleicher Belastung können zwei verschiedene Menschen also komplett unterschiedlich reagieren. Auch (psychische) Vorbelastungen und Vorerkrankungen und Ängste spielen selbstverständlich eine Rolle.

Situationsbedingte Ursachen: Welche Situationen begünstigen die Erkrankung?

Nicht nur die Konstitution des Menschen, sondern auch das Umfeld, in dem er agiert, kann zu einer Erkrankung mit dem Burnout-Syndrom führen. Ein klassischer Fall ist hier eine hohe Arbeitsbelastung. Wird im Beruf zu viel Einsatz gefordert, und hat der Arbeitnehmer den Eindruck, es habe ernsthafte Konsequenzen, wenn er dies verweigert, kann ihn dies mittel- bis langfristig krankmachen. Auch ein überforderndes Privatleben, beispielsweise durch die intensive Pflege eines Familienmitgliedes, kann so erschöpfend sein, dass man auch innerhalb einer gemäßigten Stresssituation am Arbeitsplatz am Burnout-Syndrom erkranken kann.

Auch die alltägliche Arbeitsumgebung kann Stressquelle bereithalten. So werden bereits häufige Unterbrechungen der eigentlichen Arbeit wie beispielsweise durch Telefonanrufe als Stressfaktor betrachtet, weil der Mensch eher dazu neigt, Dinge nacheinander abzuarbeiten. Es scheint also selbstverständlich, dass Menschen, die in Berufen arbeiten, in denen entweder eine hohe physische oder eine hohe psychische Belastbarkeit erfordert, eher dazu neigen, starke Erschöpfungszustände bis hin zum Burnout zu entwickeln. Auch eine unkontrollierbare, hohe Lautstärke ist ein Stressfaktor. Daher ist die Arbeit in Großraumbüros und mit lauten Maschinen ebenfalls sehr belastend.

Der Mensch ist einerseits ein Gewohnheitstier, sodass auch Tätigkeiten im Schichtdienst belastend sein können, doch andererseits sind zu viele Routinearbeiten häufig auch frustrierend. Wichtig ist hier für die Menschen, auch beruflich die Balance zwischen Gewohnheit und neuen Herausforderungen zu finden. Im Allgemeinen ist es im Sinne der Burnout-Prävention kontraproduktiv, wenn Mitarbeiter den Eindruck haben, hinsichtlich ihrer Arbeitsbedingungen zu wenig Entscheidungen selbst treffen zu können. Sind sie davon überzeugt, auf ihre Arbeitsumgebung keinerlei Einfluss zu haben, wie beispielsweise durch fest vorgeschriebene Arbeitsabläufe, erzwungene Zusammenarbeit unter diesbezüglich nicht kompatiblen Kollegen, usw., führt dies schnell zu Frust. Auch wenn ein Mitarbeiter in Bereichen eingesetzt wird, die nicht seinen Fähigkeiten oder seinen Vorlieben entsprechen, ist er tendenziell schneller erschöpft als andere, ohne mehr geleistet zu haben. Dauerhaft kann dies bei den Betroffenen zu Versagensängsten und Erschöpfungszuständen führen. Es ist überdies wichtig für das Wohlbefinden des Mitarbeiters, dass er die Erwartungen kennt, die an ihn gestellt werden. Diese sollten allerdings wiederum realistisch sein, sodass er sie erfüllen kann, ohne sich vollständig zu verausgaben.

Abgesehen vom Schlaf verbringt der Mensch den größten Teil seines Arbeitstages mit Arbeit. Daher ist es essenziell, dass er sich an seinem Arbeitsplatz weitgehend wohl fühlt. Dazu gehört, dass der Mensch auch hinsichtlich seiner Tätigkeiten gewürdigt wird, wie beispielsweise durch positive Rückmeldung oder ein angemessenes Gehalt. Hat er am Arbeitsplatz starke Schwierigkeiten oder ermüdende Konflikte mit Vorgesetzten, oder wird er hingegen nicht beachtet oder sogar systematisch ausgegrenzt und gemobbt, so kann dies psychische Erkrankungen mit sich ziehen, von denen das Burnout-Syndrom nur eine ist.

Interessanterweise kann sogar eine starke mediale Präsenz des Burnout-Syndroms oder der Kontakt mit Erkrankten dazu führen, dass besonders sensible Menschen, die stark für die Emotionen Anderer empfänglich sind, ein Burnout-Syndrom entwickeln.

Beim Überlastungssyndrom, dem sportbedingten Burnout, ist die Ursache übermäßiger Sport bzw. falsches Training.

Gesellschaftspolitische Ursachen: Inwiefern kann die Erkrankung durch aktuelle Politik und die Gesellschaft geprägt werden?

Auch gesellschaftspolitische Faktoren können die Entwicklung eines Burnout-Syndroms begünstigen. Bei unsicherer Arbeitsmarktsituation und bei arbeitgeberfreundlichen Arbeitsschutzgesetzen sind Arbeitnehmer eher dazu geneigt, Arbeitssituationen einzugehen, die für sie in anderen Umständen zu belastend oder nicht fordernd genug wären. Derzeit erleben wir dies beispielsweise in Form von Zeitarbeit, bei der viele Mitarbeiter nicht nur im Vergleich zu ihren festangestellten Kollegen unterbezahlt sind, sondern auch anderweitige Nachteile haben.

Auch die starke Wertschätzung der Gesellschaft von beruflichem Erfolg und Leistung gegenüber anderen Werten kann dazu führen, dass sich Menschen geradezu einem Leistungsdruck unterwerfen. Sie engagieren sich dann überdurchschnittlich stark für Dinge, die sie im Grunde frustrieren, überfordern und unglücklich machen, nur um nicht als schwach oder als Versager zu gelten.

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Letzte Aktualisierung am 13. Juni 2023.

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