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Burnout-Syndrom durch zu viel Sport: Ursache Übertraining

Burnout-Syndrom durch zu viel Sport: Ursache Übertraining

28. Dezember 2016 18:19Comments are Disabled

Spricht man vom Burnout-Syndrom, vermutet man eine krankhafte Stressreaktion auf langfristige berufliche Überlastung. Als Teil der Therapie kann Sport für Burnout Patienten dann ein sinnvoller Ausgleich sein. Auch zur Vorbeugung wird immer wieder Sport empfohlen.

Aber auch ein übermäßiges Sportpensum kann zum Burnout-Syndrom führen. Im Jahre 2013 veröffentlichte das Bundesinstitut für Sportwissenschaft nach der Befragung von 1154 Athleten die Studie „Dysfunktionen des Spitzensports“, in der beschrieben wird, dass sich die Hälfte der Leistungssportler regelmäßig ausgebrannt und kraftlos führt. Jeder dritte Spitzensportler leidet demnach unter Schlafstörungen, jeder fünfte klagt außerdem über Depressionen.

Aber auch Freizeitsportler können betroffen sein: Sportsucht, Ehrgeiz und Unwissen beziehungsweise das Ignorieren der Grundlagen der Trainingslehre führen letztendlich zur sportbedingten Erschöpfungsdepression: dem Sport Burnout.

Definition Übertrainingssyndrom (ÜTS)

„Unter Übertraining versteht man in der Sportmedizin eine chronische Überlastungsreaktion, die meist durch kontinuierlich zu hohe Trainingsintensitäten, zu hohes Trainingsvolumen und/oder unzureichende Regenerationszeiten zwischen den Trainingseinheiten ausgelöst wird. Das Leistungsniveau des betroffenen Sportlers sinkt.“ (Wikipedia, Artikel Übertraining, vom 28.12.2016).

Das Übertrainingssyndrom lässt sich in zwei Formen unterscheiden:

  1. Overreaching als leichtere, kurz andauernde Form (Überanstrengung, Überlastung, aber auch Überforderung) und
  2. Overtraining als schwerwiegende, längerfristige Form (Übertraining).

Wer die ersten Warnsignale einer Überlastung ignoriert und weiter trainiert, der läuft Gefahr, ins Übertraining zur geraten.

Overreaching (körperliche / emotionale Überforderung)

Overreaching lässt sich kurz als kurzfristiger Leistungsverlust mit Müdigkeit beschreiben.

Erste Anzeichen können Müdigkeit und Antriebslosigkeit sein. Aber auch körperliche Symptome wie Sehnenscheidenentzündungen, Muskelentzündungen, Zerrungen oder anhaltender Muskelkater deuten auf eine Überlastung hin.

In der Regel ist der Körper nach einer Trainingspause von 2 Tagen bis 2 Wochen erholt und ist wieder leistungsfähig. Wenn Motivation, Lust und Begeisterung fehlen, sollte das Training variiert werden: Geschicklichkeitsspiele, Koordinationsübungen und das Antesten anderer Sportarten können Mittel sein, um den Spaß beim Sport wiederzufinden.

Der Sportler selber sollte immer die treibende Kraft sein. Wenn das Umfeld, beispielsweise Trainer oder Eltern, Leistungsdruck aufbauen, ist das der falsche Weg und kann auch zu Depressionen und zum Burnout-Syndrom führen.

Overtraining (Übertraining)

Werden die Auswirkungen des Overreachings ignoriert und zeitlich überschritten, kommt es zum nachhaltigen Ungleichgewicht zwischen Belastung und Regeneration.

Definition Burnout-Syndrom

Burn-out-Syndrom: Emotionaler, geistiger und körperlicher „Erschöpfungszustand nach einem vorangegangenen Prozess hoher Arbeitsbelastung, Stress und/oder Selbstüberforderung.“ (Großes Wörterbuch Psychologie; Compact, 2007).

Auf unserer Seite zum Thema Burnout Definitionen finden Sie weitere Informationen.

Grundlagen der Trainingslehre

Für jede Sportart und für jeden Trainingszustand gelten unterschiedliche Belastungsgrenzen, die auch ein Hobbysportler einhalten sollte. Amateure planen ihr Training zumeist eigenständig und werden nicht professionell betreut. Daher ist es wichtig, dass sich auch Hobbysportler gezielt mit Hilfe seriöser Quellen informieren und die körperliche Belastung nach den Grundlagen der Trainingslehre gestaltet.

Jeder Sportler sollte sich der Wichtigkeit der Ruhepausen zwischen den Trainingseinheiten bewusst sein und wissen, welche Regenerationszeiten nach einer spezifischen Belastung einzuhalten sind.

Superkompensation

Das im Folgenden abgebildete Modell der Superkompensation zeigt, wie sich der Trainingszustand eines Sportlers in Abhängigkeit der Zeit bei normaler Regeneration verbessert:
Superkompensation in der Trainingslehre

Selbst wenn ein Muskelkater ausbleibt, nach dem Training ist die Muskulatur erschöpft und benötigt Erholung. Während der Erholungszeit verbessert sich das Niveau der Leistungsbereitschaft gegenüber dem Ausgangsniveau vor der Belastung. Wenn Regenerationszeiten nicht eingehalten werden und eine erneute Belastung erfolgt, bevor die Leistungsbereitschaft wieder hergestellt ist, dann sinkt als Konsequenz darauf das Leistungsniveau ab.

Regeneration

Jeder Sportler sollte der Belastung entsprechende Regenerationsphasen in seinen Trainingsplan berücksichtigen. Die Schwierigkeit bei der Bestimmung der optimalen Länge dieser Ruhephase liegt darin, dass diese von der Art der Belastung abhängen. Dauert die Phase der Erholung zu lange, so wird der Effekt der Superkompensation nicht ausgenutzt und der Effekt der Trainingseinheit geht verloren. Setzt der Sportler den nächsten Trainingsreiz jedoch zu früh, erreicht seine Muskulatur die Phase der Superkompensation gar nicht erst, und die individuellen Leistungen nehmen kontinuierlich ab.

Ursache / Entstehung

Übertraining entsteht durch eine chronische übermäßige Belastung der Muskulatur, die meist aufgrund einer zu schnellen Erhöhung der Trainingsfrequenz oder -intensität erfolgt, sodass die Muskulatur sich über einen langen Zeitraum hinweg nicht regenerieren kann. Eine nicht unerhebliche Rolle spielen dabei auch zu einseitiges Training und die Lebensgewohnheiten.

Die Ursachen für die Überbelastung können vielfältig sein:

Mangel an Informationen
Viele Hobbysportler sind sich der langfristigen Folgen des falschen Trainings und Übertrainings nicht bewusst. Sehr verbreitet ist beispielsweise die Ansicht, dass ein Training nur dann effektiv war, wenn sich danach ein Muskelkater einstellt. Die Ursache der Schmerzen sind jedoch feinste Risse in der Muskulatur. Das ist ein klares Zeichen für Überlastung! Leichtes Training mit niedriger Intensität (leichtes Joggen, Stretching, Schwimmen) regt den Stoffwechsel an, kann die Schmerzen lindern und die Regenerationszeit verkürzen. Ein weiteres hartes Training ist bei Muskelkater jedoch kontraproduktiv. Wenn Symptome von Overreaching oder sogar Overtraining auftreten, handeln die betroffenen Sportler in der falschen Überzeugung, sich selbst und ihrem Körper etwas Gutes zu tun und ignorieren die Warnsignale häufig.

Psychische Gründe
Einige ausgiebig informierte Sportler wissen natürlich auch um die Effekte, die die Überlastung ihrer Muskulatur zur Folge hat. Dennoch entscheiden sie sich manchmal bewusst dagegen, ihr Wissen praktisch anzuwenden. Sei es, um bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ein gewisses Pensum zu erreichen, um trotz Krankheiten im Training zu bleiben oder aufgrund des eigenen Körperbildes – es werden viele Gründe dafür gefunden. Diese lassen sich jedoch häufig aus einem ausgeprägten Ehrgeiz und / oder aus einem getrübten Verhältnis zu sich selbst ableiten.

Druck von Außen
Insbesondere Kindern und Jugendlichen werden die Entscheidungen bezüglich ihres Trainings häufig von Erziehungsberechtigten oder Trainern abgenommen. Besonders letztere sollten sich den Gefahren des Übertrainings bewusst sein. Da sie jedoch nur eine grobe Einschätzung der individuellen Belastbarkeit vornehmen können, besteht hier das Risiko, dass dem Trainierenden regelmäßig mehr zugemutet wird, als sein Körper auf lange Sicht aushalten wird.

Symptome

Ein Übertraining kann sich anhand vielfältiger Symptome äußern: Symptome für Übertraining können physiologischer (körperlicher), psychologischer, biochemischer, immunologischer oder hormoneller Natur sein. Es handelt sich um typische Burnout Symptome wie Antriebslosigkeit und Müdigkeit, zusätzlich kommt es beim Übertraining zu einem starken Leistungsabfall. Häufig leiden Betroffene aufgrund der Überlastung auch unter Schlafstörungen.

Typisch sind weiterhin:

  • Atemwegsinfektionen, häufiges Kranksein (Erkältungen)
  • Verringerung der maximalen Herzfrequenz
  • erhöhter Ruhe- und Belastungspuls
  • erhöhte Laktatwerte
  • erhöhte Verletzungsanfälligkeit
  • Schmerzen
  • Verletzungen der Muskulatur (Muskelfaserriss)
  • Ermüdungsbrüche

Diagnostik

Da psychische und physische Belastbarkeit eines Menschen individuell sind, gibt es keinen allgemeingültigen Indikator für die Diagnose “ÜTS”. Bei der Diagnostik werden die Symptome, der Bericht des betroffenen Athleten und die Ergebnisse von Blutuntersuchungen berücksichtigt. Betroffene gehen häufig eigenständig zum Arzt, da sie den Dauerzustand der Erschöpfung und ihre eingeschränkte Leistungsfähigkeit bekämpfen möchten. Betroffene vermuten eine Erkrankung und vermuten den Fehler in der Regel nicht bei sich selbst und dem zu harten Training. Chronisch erschöpfte Sportler gehen zum Arzt um die Leistungsminderung therapieren zu lassen und sind von der Diagnose zumeist überrascht.

Weitere Indikatoren zur Diagnose sind die Laktatwerte, die Harnstoffbildung und die Keratinkinase, die jedoch von Mensch zu Mensch verschieden sind, sodass verlässliche Aussagen über den Überlastungszustand erst mit unterschiedlichen Messwerten derselben Person getroffen werden können.

Therapie

Die Behandlung von Übertraining muss aufgrund der unterschiedlichen Symptomatiken immer individuell an den jeweiligen Sportler angepasst werden. Je nach Zustand kann die Behandlung von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten andauern. Dabei werden neben der physischen Behandlung häufig auch psychologische Behandlungsmaßnahmen vereinbart, die eine grundsätzliche Änderung der Verhaltensweisen zum Ziel haben. Eine Krankschreibung für diese Zeit ist nicht unüblich.

Quellen

Bildnachweis

  • Titelbild „Mann senkt beim Training den Kopf“: © Starstuff / Fotolia.com

Letzte Aktualisierung am 30. November 2017.

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